Nach 461 Tagen
Dean Pascal ist auch nach über einem Jahr jeden Tag in meinen Gedanken oder auch in Gesprächen präsent. Es lässt sich aber aushalten.

 

Nach 476 Tagen
Auch nach 15 Monaten ist das leben immer noch anders als es vor dem 21.12.2018 war. Ich habe heute zwei neue Kollegen erzählt wie wir uns bei bestimmten Einsätzen verhalten. Dabei kamen Erinnerungen hoch die ich vor einigen Jahren passiert sind. Ich dachte ich habe den Einsatz gut verarbeitet. Heute bei dem erzählen war ich den tränen nah ich musste kurz das Gespräch einstellen. Danach ging es ganz normal weiter. Aber war passiert? Ich weiß es nicht! Aktuell höre ich immer wieder die Playliste die ich nach Dean's tot angelegt habe. Diese Playliste bringt mich immer wieder zum nach denken und stimmt mich immer wieder traurig. Hat das was mit der aktuellen Situation zu tun. Ist Corona "schuld" das ich mir immer wieder überlege was wichtig ist und was unwichtig ist? Es gibt so viele offene Fragen  die ich zur jetzigen Zeit nicht beantworten kann. Ich hoffe das ich bald die Fragen die ich habe mit oder ohne Hilfe beantworten kann.

 

Nach 485 Tagen
Corona ist immer noch verbreitet in der Welt. Aber auch jetzt verlassen Kinder ihre Eltern oder es werden Kinder geboren. Freunde von uns sind vorgestern Eltern von einem Mädchen geworden. Es macht Hoffnung das wir auch bald erneut Eltern werden.

 

Nach 522 Tagen
"Die Trauer muss auch mal vorbei sein" So oder so ähnlich lautet der Satz den ich immer wieder höre wenn ich über meinen Sohn spreche. Aber wann ist genug wann kann man zum normalen leben zurück kehren? Ich habe immer wieder Phasen wo ich verstärkt an meinen Sohn denke oder auch wieder die Bilder vor den Augen habe wie meine Frau für den OP vorbereitet wird. Auch wieder kehrende Bilder sind die Zeit im Notfallraum wo unser Sohn nach der Geburt versorgt wurde. Auch die Bilder von der Kinderintensiv wo ich meinen Sohn das erste und letzte mal auf dem Arm hatte kommen immer wieder. Es gibt Tage, teilweise auch Wochen, wo die Bilder mich in den schlaf begleiten. Dann ist die Konzentration für das normale leben am nächsten Tag weg. Mir fällt das Autofahren teilweise so schwer das ich im Dienst das Steuer an meine Kollegen abgebe. Das mache ich normaler weise nicht freiwillig. In der Letzten Woche hatte ich keinen Unfall und war Krankgeschrieben. Die letzten Tage waren die Gedanken wieder viel bei Dean.
Wann ist die Trauer vorbei? Will man vergessen? will man seinen Sohn vergessen als ob er nie gelebt hat? Nein ich will das nicht. Dean ist das Kind meiner Frau und mir. Es gehört zu uns und wir gehören zu Ihm auch wenn er nicht als Mensch bei uns seien darf wir er immer in unseren Gedanken sein. vielleicht wird es einfacher das wir die schrecklichen Bilder loswerden. Die Bilder wo meine Frau in den OP geführt wird, die Bilder wo unser Sohn an die ganzen Maschinen an geklemmt ist, Die Bilder wo unser Sohn stirbt. Die Bilder von der Beerdigung wo alle anwesenden geweint haben, die Bilder wo man selbst trauert und andere Eltern gesunde oder kranke Kinder vernachlässigen. Unsere Kinder brauchen uns und wir brauchen unsere Kinder.

 

Nach 531 Tagen
Wenn die Zeit vergeht... Ein Tag hat 86400 Sekunden. 531 Tage hat 45.874.800 Sekunden. Als Kind wurde mir gesagt "Die Zeit heilt alle Wunden". Aber wie viel Zeit muss ich investieren um die größte wunde heilen zu lassen? Es ist besser und einfacher geworden, aber immer noch nicht gut.

 

Nach 545 Tagen
Es sind jetzt knapp 600 Tage her das wir Dean Pascal das erste und letzte mal in dem Arm halten durften. Immer mal wieder gehe ich Abends ins Bett und habe wieder die Bilder von meinem Sohn oder auch die Bilder vom Kreissaal vor den Augen. Diese Bilder lassen mich dann nicht schlafen so das ich mehrere Stunden wach im Bett liege und am nächsten Tag so Müde bin das ich kein Auto fahren kann. Heute habe ich bei einem Trauma Psychologen versucht einen Termin zu machen. Aber wie soll man einen Termin absprechen wenn der Psychologe nur von 7:10 Uhr bis 8.00 Uhr telefonisch erreichbar ist? Wie ich auf www.feurett.net geschrieben habe arbeite ich im Rettungsdienst und kann kommt öfters mit Psy Kranken zusammen und viele bekommen kein Termin. Mich wundert das nicht mehr. Ich habe auch schon bei einem Anderen Psychologen per Email gemeldet. Das ist jetzt 4 Wochen her und ich habe immer noch keine Antwort. Was soll ein Patient machen der Hilfe haben möchte aber nicht bekommt?

 

Nach 548 Tagen
Gestern habe ich einen Anruf von dem Leitenden Notarzt (LNA) aus der Stadt wo ich Arbeite erhalten. ich soll am Freitag einen Patienten gefahren haben der Covid-19 positiv ist. Das heißt für mich 14 tage Quarantäne, jeden Tag einen Anruf vom Diensthabenden LNA und täglich Fiebermessen. Donnerstag geht es dann zum Covid Test. Mal sehen ob ich mich angesteckt habe oder nicht. Man möchte als Rettungsdienst Personal anderen Menschen helfen. Nur teilweise sind die Patienten eine Große Gefahr für einen selber und für seine Familie. Ich hasse teilweise meinen Beruf erst recht in der Aktuellen Situation mit Covid.

 

Nach 565 Tagen
Vor 565 Tagen hat Dean Pascal das licht der Welt erblickt. Vor 11 Tagen ist Leonie Chiara als Kleine Schwester von Dean zu uns gekommen. Dean Pascal und Leonie Chiara sehen sich sehr ähnlich. Leonie erinnert mich häufiger an Dean. Recht wenn sie schläft. Es ist teilweise sehr schwer die kleine zu versorgen. Aber irgend wie bekomme ich das hin. Auch wenn mein Sohn gestorben ist ich liebe ihn immer noch genau so wie meine lebende Tochter. 

 

Nach 570 Tagen  Einfach kann jeder!
Dean Pascal und Leonie Chiara sehen sich sehr ähnlich was das verarbeiten von Dean Pascals Tot nicht einfacher macht. Ich liebe meine Tochter genau so wie ich auch meinen verstorbenen Sohn immer noch liebe. Ich hätte beide gerne bei mich auch wenn ich nur Leonie haben darf. Ich vermisse meinen Sohn. Heute vor einer Woche habe ich meine Tochter ins Krankenhaus gefahren weil sie nicht an Gewicht zugenommen hat. Es kam wieder die Angst das ihr was passiert. Das sie auch stirbt. Heute sieben Tage später trinkt meine Tochter alle 2 -4 Stunden ihre Flasche leer. Sie trinkt mehr als sie muss. Mir wurde gesagt: "Leonie muss auch mal schreien da entwickeln sich die Lungen besser und sie darf nicht so viel trinken warte mit der Flasche noch." Aber warum soll ich mein Kind was eindeutig Hunger hat schreien lassen und mich an die zeit vorgaben halten. Ich bin doch froh wenn sie trinkt und zu nimmt. Ich habe Angst das sie nicht mehr zu nimmt und dadurch wieder ins Krankenhaus muss. Vielleicht kommt sie dann nicht mehr wieder zu uns nach Hause. Es sind jetzt 18 Monate her das Dean Pascal an zu wenig Sauerstoff gestorben ist. Leonie Chiara soll Leben und Ihr Leben leben. Dafür möchte ich auch heute schon den Grundstein legen.

 

Nach 580 Tagen
Unsere Tochter ist jetzt 27 Tage alt. Eigentlich sollte man denken wir sind über glücklich. Aber so ist es nicht. Eine kleine Zusammenfassung kann das vielleicht erklären.
21.12.2018 um 6:43 Dean Pascal geboren
21.12.2018 um 21:58 Dean Pascal gestorben
ca. 1/2 Jahr gewartet mit neuem Kinderwunsch
Immer wieder Arzt Termine um raus zu finden warum Dean Pascal gestorben ist
Im November 2019 die Mitteilung Ina ist schwanger
Weiterhin viele Arzt Termine
26.06.2020 um 11:27 Leonie Chiara geboren (Geburt war wieder einmal traumatisch für Ina und mich)
29.06.2020 Ina und Leonie Chiara werden nach Hause entlassen
04.07.2020 Leonie Chiara wird im Krankenhaus aufgenommen (Sie nimmt nicht zu)
05.07.2020 Eltern machen uns vorwürfe das wir zuviel mit Leonie unterwegs sind (Rücksprache mit Ärzten, Hebammen und Kinderkrankenschwestern Ergebnis: Kein grund für die schlechte Gewichtszunahme.
08.07.2020 Leonie Chiara wird aus dem Krankenhaus entlassen (Diagnose: Bedienerfehler. Hebammen zeigten uns nicht die richtige Handhabung der Flaschengabe)
20.07.2020 Leonie hat die Nase zu so das sie komische Atemgeräusche zeigt (Mittlerweile Haben wir uns mehrere Bücher gekauft die uns geholfen haben)
22.07.2020 Heute Das alles hat uns geprägt. Wir lieben unsere Kinder. Egal ob sie bei uns sind oder nicht. Wir versuchen allen Bedürfnissen von Leonie Chiara, unserem Hund Fiete und uns gerecht zu werden. dieser Spagat klappt mal mehr und mal weniger. Wir sind bestimmt auch nicht die einzigen die im leben viele Herausforderungen meistern müssen. Aber wenn es einen selber erwischt ist es eine schwierige Zeit. Mal sehen was das leben noch so für uns bereit hält. Auch wenn die nächste Herausforderung kommt. Wir sind da und werden diese gemeinsam abarbeiten.